Text von Anna-Lena Krämer M.A. Kunsthistorikerin, Einführung: Matthias Ströckel - three dimensions fixing the world im Kunstverein Zirndorf, © 2013:
three dimensions fixing the world
„The“ von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1915:
„If you come into THE linen, your time is thirsty because THE ink saw some
wood intelligent enough to get giddiness from a sister. However, even
it should be smilable to shut THE hair whose THE water writes always in THE
plural, they have avoided THE frequency, meaning mother in law, THE pow-
der will take a chance; and THE road could try. But after somebody
brought any multiplication as soon as THE stamp was out, a great many
cords refused to go through. Around THE wire`s people, who will be able
to sweeten THE rug, that is to say, why must every patents look for a wife?
Pushing four dangers near THE listening-place, THE vacation had not dug
absolutely nor this likeness has eaten.“
Der französische Künstler Marcel Duchamp schrieb dieses Manuskript im Oktober 1915, kurz nachdem er in die USA übergesiedelt war. Sein Anliegen dabei war, einen Text zu verfassen, der aus möglichst sinnlosen Sätzen bestehen sollte. Später sagte Duchamp darüber: „[...] Bedeutung war in diesen Sätzen etwas, das ich vermeiden mußte“. Gerade dieser Text ohne jegliche Bedeutung ist Ausgangspunkt für Matthias Ströckels Sinnsuche und Sinnfindung. Denn er verbindet all die im Text verstreuten Sternchen, die als Platzhalter für den bestimmten Artikel „the“ stehen, durch Linien miteinander und erschafft daraus ein „Sternbild“. Auf einer antiquarischen Sternkarte von 1909 sucht er, ob dieses einer wirklichen Sternenkonstellation entspricht, und findet sie tatsächlich im Bereich von Andromeda, Kassiopeia und Perseus. In einer Schrift, in der die Sätze keinerlei Bedeutung haben sollen, erzeugt die zufällige Verteilung der Platzhalter nun Sinn. Die Auslassungszeichen in Form von Sternchen, die sog. Asteriske (von griech. Asterískos, kleiner Stern), werden zum Bedeutungsträger eines wirklichen Sternbildes. Damit reiht sich diese konzeptuelle Arbeit auf kuriose Weise in die jahrtausendalte Tradition der Sternen-Kartographie ein: seit jeher sind Sterne für uns nicht nur einfach Sterne. Der Mensch betrachtet sie als visuelle Einheit, macht aus ihnen Sternbilder, die er einem Tier oder einer mythologischen Figur zuordnet; und er macht sie zur Grundlage von Sternkarten, die uns in der Nacht die Orientierung erleichtern. Diese tradierten Sinn-Projektionen auf die Sterne stellt Matthias Ströckel jedoch in Frage, wenn er den Prozess der Sternbild- Entdeckung umkehrt – und zugleich Duchamps vermeintlich sinnlosem Text wie seiner spielerischen Anleitung eine sehr konkrete, ja astronomische Bedeutung verleiht. Der Mensch kartographiert nicht nur den Himmel, sondern auch die Erde. Und so begegnet uns die Form des Sterns in der Arbeit Weltenkarte wieder, auf der typische Projektionen von Weltkarten versammelt sind. Hier erfährt die historische Kartographie in ihrer Intention, die Erdkugel zweidimensional auf einer Karte abzubilden, eine minimalistische Zuspitzung. Durch die Darstellung der Erdkugelform auf einer ebenen Fläche entsteht zwangsläufig ein verzerrtes Abbild der Welt: sie wird zu einem Kreis, einem doppelten Kleeblatt, einem Quadrat oder zu einem Stern. Indem die verschiedenen Kartenentwürfe auf ihren Umriss reduziert sind, werden sie zu abstrakten Zeichen mit verschwindend dünner Kontur – allesamt auf einen großen Bogen weißes Papier gedruckt, der wie eine Landkarte zusammengefaltet werden kann. Ein uns von der Weltenkarte bekannter ErdUmriss wurde auf das Passe-Partout der großformatigen Zeichnung endlicher Vektorraum übertragen. Hier sehen wir ein Gewirr aus Linien, Punkten und Spiralen – mal mit festem, mal mit leichtem Strich eines Bleistifts gezogen. Die Spiralformen und Punkte stammen von einem Zeichenkreisel. Matthias Ströckel setzte den Kreisel in der Mitte des Papierbogens an und ließ ihn seine Kreise ziehen. Anfangs- und Endpunkt der Kreiselzeichnung wurden anschließend durch eine Vektorlinie verbunden. Auf diese Weise wird nicht nur jeder einzelne Kreiselverlauf vermessen, sondern die komplette papierne Fläche, die dem Kreisel als Unterlage dient. Dabei erweisen sich die Bahnen des Kreisels als Relikte einer Bewegung, die man nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen kann. Das Passe-Partout, das normalerweise als rein ästhetische Rahmung für die Zeichnung fungiert, entwickelt sich hier zu einem wirklichen Begrenzungsrahmen: denn der Kreisel stößt immer wieder an seine Grenzen und reibt sich daran. So vereinen sich in der der Kreiselbewegung Zufälligkeit und Begrenztheit, und die hinterlassenen Spuren verweisen darauf, dass man bei der Vermessung des – hier papiernen – Raums zwangsläufig auf nicht überwindbare Grenzen stößt. „three dimensions fixing the world“ – der Titel der Ausstellung ist mit einem Lichtprojektor an die Wand geworfen. Wir lesen von nur drei Dimensionen (Punkt, Linie, das Dreidimensionale). Und trotzdem wird hier auf die fehlende vierte Dimension, die Zeit, verwiesen. Zeit wird mittels Bewegung gemessen und umgekehrt. Ohne Bewegung in der Welt und damit ohne Zeit,würde die Welt still stehen. Sie wäre fest gefroren, fixiert. „three dimensions fixing the world“ – das dreibeinige Stativ, auf dem der Lichtprojektor montiert ist, reflektiert die drei Dimensionen, gleich einer mathematischen x-, y- und z-Achse. Zugleich fixiert das Stativ den Projektor als Lichtquelle. Und es ist das Licht, als Form von Bewegung und Zeit, das zum essentiellen, sinnstiftenden Bestandteil der Installation wird – auch wenn es in dem mit Licht projizierten Schriftzug nicht explizit benannt wird. Vermessung des Himmels mit Sternbildern, Kartographierung der Erde mit Weltkarten, Vermessung von Raum und Zeit – der Mensch misst, was er vermisst. Matthias Ströckels konzeptuelle Kunstwerke schärfen unser Bewusstsein dafür, dass es sich bei all diesen Vermessungsstrategien stets um Konstruktionen der Welt handelt. Diese Konstruktionen, die sich der Mensch macht, um seine Umgebung ein wenig mehr zu verstehen, um wenigstens einen Bruchteil der so unbegreiflichen Welt, in der wir leben, fassbar und darstellbar zu machen, bleiben immer unvollständig – denn sie werden nie die Realität in ihrer Gesamtheit erfassen können. Denn die Welt ist schwer zu greifen. Das weiß wohl am besten Matthias Ströckels Version des Atlas, der die Erdkugel wie eine schwere Bürde auf seinen Schultern trägt. Der Globus wie die Figur wurde aus einem alten Schulatlas geformt: die zweidimensional verzerrten Weltkarten wurden wieder in eine dreidimensionale Kugelform umgewandelt, und in die mythologische Figur des Atlas selbst. Selbst den muskelbepackten Titanen zwingt die Erde in die Knie: das Tragen der Erdkugel wird zum Balanceakt, und so ist – für die Welt, wie für uns alle – nur zu hoffen, dass diese halsbrecherische Konstruktion auch wirklich hält.
Anna-Lena Krämer
Matthias Ströckel
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